Gerade ist die 3. Auflage unseres Buches Männer weinen nicht - Depression bei Männern erschienen. Seitdem das Buch 2012 erstmalig in Druck gegangen ist, widmet sich die Forschung zunehmend den Besonderheiten der Depression bei Männern.
Experten vermuten schon seit längerem, dass die Depression Frauen und Männer gleich häufig trifft. Neben klassischen Beschwerden reagieren männliche Patienten nämlich oft verstärkt aggressiv, risikofreudig, hyperaktiv oder berauschen sich an Alkohol oder Drogen und verweigern professionelle Hilfe. „Weil diese Symptome in den gängigen Fragebögen zur Diagnostik nicht enthalten sind, bleiben Männer oft unter dem Schwellenwert für eine klinische Depression“, erklärt Anne Maria Möller-Leimkühler, Soziologin von der LMU München. „Werden hingegen alle Symptome bei der Diagnostik berücksichtigt, verschwinden einer großen amerikanischen Studie zufolge die Differenzen in den Häufigkeiten.“ Genau deshalb hat Möller-Leimkühler einen „gendersensiblen“ Fragebogen entwickelt. In Stichproben ließen sich damit bereits deutlich mehr Risikofälle identifizieren als mit den Standardfragebögen. „Statt bei elf bis 36 Prozent fanden wir bei 29 bis 45 Prozent Hinweise auf Depressionen, und das vor allem bei Männern“, sagt Möller-Leimkühler. Im nächsten Schritt müssten diese Ergebnisse in großen Bevölkerungsstudien bestätigt werden. Eines Tages, so der Wunsch der Forscherin, würde dann nicht nur die Diagnose geschlechtsspezifisch erfolgen. Im besten Falle würde auch die Therapie die Besonderheiten depressiver Männer berücksichtigen.